17. Etappe Königstein—-Holzhau 84 km
Vorschau
Mein Tag heute
12. Juni, mein Geburtstag auf der 17. Etappe….es war eine Genuss-Fahrt in die Heimat, bis auf die letzten 9 km…..
Auch wenn der Wetterbericht ab 6.00 das Ende der Niederschläge vorhergesagt hat und es 8.00 Uhr immer wieder leicht regnete, hat mich das wenig beunruhigt. Die geplante Streckenlänge mit 84 km, etwa 4,5 Stunden Fahrzeit plus 1 1/2 Stunden für Pausen, Fotos und Gespräche am Rand der Strecke sowie eine geplante Ankunft in Neuhermsdorf gegen 16.00 Uhr, bedeutete, ich muss so gegen 9.00 Uhr starten.
Das Zelt und einen Teil meiner Ausrüstung habe ich ziemlich feucht verstaut, immer wieder begann es leicht zu regnen. Kurz vor 9.00 bin ich dann in Königstein abgefahren, die gleichnamige Festung im grau der Regenwolken, gerne hätte ich sie bei Sonne fotografiert. Auf dem Elberadweg in Richtung Pirna fahrend, erreichte ich Rathen und der wieder stärker werdende Niederschlag zwang mich zum Stop in Rathen unterhalb der Bastei. Unter dem Dach eines Infopunktes habe ich meine Regensachen angezogen. Ein Rennradfahrer brauchte meine Hilfe beim Aufpumpen seiner Reifen, auch er war gezwungen, sein 4-ständiges Training zu unterbrechen. Hellmuth, der Triathlet aus Berlin ist gern in der Sächsischen Schweiz, das Bergsteigen an den Sandfelden ist seine zweite Leidenschaft. In der Kombination Rad und Berge ist er schon auf Radtour in Südamerika, auch mit einem Anhänger, unterwegs gewesen. Die 20 Minuten Pause konnten wir zum Erfahrungsaustausch gut nutzen, noch war genug Zeit, um 16.00. in Neuhermsdorf zu sein.
Auf dem weiteren Weg nach Pirna kam mir Thomas aus Brand Erbisdorf entgegen, obwohl wir beide in die gleiche Richtung wollten. Er war auch gerade dabei sich zu verfahren, ich kam von meinem Umweg schon wieder zurück und sagte ihm: „Der Radweg verläuft links von der Bahnstrecke“. Er hörte mir ganz interessiert zu, bis sich unsere Wege in Pirna trennten. Er wollte über Dresden zurück nach BED und ich über die Berge nach Holzhau….
Nach der Stadtbesichtigung von Pirna kamen auch schon die ersten Anstiege. Bei Dohna fuhr ich in das Tal der Müglitz, bekannt geworden durch das verheerende Hochwasser von 2002, auch der Ort Weesenstein war damals immer wieder mit dramatischen Bildern zu sehen. Das Schloss von Weesenstein ein Höhepunkt auf dieser Etappe.
Die Müglitztal-Straße immer leicht ansteigend ließ sich sehr gut fahren, die Idee, noch eine weitere Etappe einzubauen, zahlte sich aus. Ich musste mich nicht abhetzen, um 16.00 am Treffpunkt zu sein, noch nicht.
Deswegen habe ich mir in Schlottwitz gedacht, jetzt ist eigentlich der richtige Zeitpunkt für Kaffee und Kuchen. Ein großes Stück Eierschecke, ein Teilchen und ein Kaffee habe ich mir zum Geburtstag gegönnt, die Eierschecke ganz lecker…
Kurz vor Glashütte entdeckte ich eine absolute Rarität, der 600er Trabi der Deutschen Volkspolizei, schon etwas in die Jahre gekommen, mit einem leichten Überzug von moosgrün über dem Grün/Weiß der VP. Meine Fotoaktion ließ den Besitzer der Autowerkstatt neugierig werden, wir beantworteten uns gegenseitig unsere Fragen und hatten viel Spaß dabei. Er, Verfechter der Freikörperkultur, machte sich lustig über die „alten Bundesbürger in den neuen Bundesländern, die da wohl so ihre Probleme haben mit den FKK-Stränden an der Ostsee. Um es auf den Punkt zu bringen sagte er: „Daheeme guckense Po…s an und hier stören sie sich an den Nackschen“.
Nach wenigen Minuten war ich in Glashütte, das Zentrum der Uhrenindustrie auch zu DDR-Zeiten. Diesen Ruf haben sie über die Wende gerettet und renommierte Firmen tragen den guten Ruf einer Glashütter Uhr in die ganze Welt. Das zieht auch viele junge Leute nach Glashütte, um das Handwerk des Uhrmachers zu erlernen. Die Jugendlichen am Ausbildungzentrum sagten mir, es sei eine gute Empfehlung, seine Lehre hier in Glashütte abzuschließen, sie sind mitten in der Gesellenprüfung, einer von ihnen kommt aus Siegen, das Mädchen aus Hannover.
Jetzt musste ich aber weiter, mein Zeitpolster wurde immer kleiner. Der Anstieg von Geising nach Altenberg verlangte mir alles ab, ich wusste aber, nach der ersten Kehre wird es flacher, jetzt ja nicht absteigen. Der direkte Weg von Altenberg nach Rehefeld/Neuhermsdorf war durch eine Strassensperrung nicht zu fahren, also nahm ich die Umleitung über Schellerhau und Bärenfels, zum einem war es gut so, es gab da noch Interessantes zu sehen und zu hören, aber die Zeit wurde auch langsam knapp.
475 Jahre Schellerhau, die Einwohner hatten sich bei der Gestaltung ihrer Motive von vielen Dingen des Alltags inspirieren lassen, schaut auf die Fotos, lustig …..Und da war noch der Bauer auf der gemähten Wiese, was streut der da aus? Mit seinem Korb in der Hand kam er zu mir, als ich ihn danach fragte. Es war Maiblumensamen, damit die Wiese schön gelb aussieht und sich besser mähen läßt, nicht maschinell, nein noch mit der Sense….Mein Zeitpolster war inzwischen aufgebraucht, an eine Reifenpanne habe ich da noch nicht gedacht.
Das war dann ab Seyde mein Problem, komische Geräusche am Hänger, ich musste erst einmal nachsehen. Der Reifen verlor immer mehr Luft und ich entschied mich zur Weiterfahrt, die glatten Straßen in Sachsen waren kein Risiko für die Felge. Der Reifen entwickelte ein Art Notlaufeigenschaft, war dann auch komplett aus der Felge gesprungen. Der 3 km lange Anstieg am Tannenfluss war die letzte große Herausforderung. Kurz vor Neuhermsdorf sah ich auch, das man einen Späher vorgeschickt hatte, Peter hat noch vor meinen Erscheinen am Alten Bahnhof von meine Missgeschick berichtet.
Meine Familie und Freunde aus Holzhau und auch Radsportfreunde, extra aus Großwaltersdorf angereist, bereiteten mir einen tollen Empfang, vielen , vielen Dank.
Die letzten 8 km bis Holzhau fuhr mein Anhänger im PKW und wir mit dem Rad. Am Ziel angekommen, sah ich das der Berg zur Alten Straße 106 ganz toll geschmückt war. Peter, einer der besten Zimmerleute im Erzgebirge war für das Zielportal zuständig und Bärbel, Kalle, Renate und Klaus schmückten den Berg in schwarz/rot/gelb, ihr habt das echt toll gemacht. Ich möchte mich bei „allen, um keinen zu vergessen“, die das für mich gemacht haben, ganz herzlich bedanken. Ihr seid Spitze!
Den Berg ohne Anhänger hochzufahren war jetzt kein Problem mehr….
Ach ja, und aus dem Zeitpolster war am Ende eine 1/2 Stunde Verspätung geworden….
Und morgen durch das Erzgebirge….schön und schwer